Lettering auf Keilrahmen
An Lettering, Handwriting oder Kalligraphie kommt man zur Zeit ja nicht vorbei, doch warum nicht mal ein Lettering auf einem Keilrahmen? Am besten mit einer lustigen Passage aus einem Buch oder vielleicht mit dem Lieblingszitat. Wandkunst mit Worten sozusagen.
Zur Zeit gibt es ja überall Bücher zum Thema Lettering zu kaufen. Neue Bücher schiessen dabei wie Pilze aus dem Boden. Und obwohl ich die Schönschreibkunst sehr schätze, so muss ich doch zuweilen über diese Trendsetzerei schmunzeln…
Habe ich das nicht als Kind schon gemacht? Habe ich nicht Tagebücher, Briefe und Karten voll geschrieben mit immer wieder neu erfunden Schriften und Schriftbildern? Geschwungen, eckig, einfarbig, bunt, dick, dünn, mit Schlagschatten usw?
Jedes Werk mit einer anderen Schrift…. ja, das war mein Ding.
War ich meiner Zeit voraus? Bin ich vor all diesen Jahren einem Hobby nachgegangen, dass es damals noch gar nicht gab? Das damals noch keinen hippen Namen wie „Lettering“ hatte?
Wie wird eine solche Freizeitbeschäftigung zu einem Trend? Einem Hobby? Wer bestimmt das? Und warum gerade jetzt?
Diese Fragen gehen mir durch den Kopf während ich mein Lettering auf dem Keilrahmen gestalte. Ich bin ohne Zweifel ganz schön aus der Übung was Handschrift angeht.
Das Zeitalter der Elektronik hat mich, wie viele von euch, voll erfasst. Dank des im letzten Jahrhundert erlernten Zehnfingersystems gleiten meine Finger im Eiltempo über die Tastatur ohne dass ich dabei hinschauen muss. Buchstabe reiht sich an Buchstabe, ruckruck-zackzack und blitzschnell.
Handschreiben geht bei weitem nicht so schnell. Und es geht mir auch bei weitem nicht mehr so flott von der Hand wie damals.
Alles Übungssache, ja das glaube ich durchaus und schreibe fleissig weiter während ich meine 40x80cm grosse Leinwand mit einem Zeilenabstand von jeweils einem Zentimeter mit vollschreibe.
Wort für Wort, Zeile für Zeile und Satz für Satz. Gefühlt unendlich viele Zeilen bis die Leinwand voll ist. Und dekoriert wird er mit einer Passage, welche ich sicher schon hundert mal gelesen habe und doch jedesmal wieder herzlich darüber lachen kann.
Vielleicht kennt ihr das Buch: „Die Geschichte des Herrn Sommer“ von Patrick Süskind? Es geht um eine Szene als unser Erzähler in der Klavierstunde bei Fräulein Funkel eine Passage total verhaut. Die gute Dame wird davon fast in den Wahnsinn getrieben während der Erzähler sich nach ihrem anschliessenden Donnerwetter beinahe von einem Baum in den Tod stürzt.
Nun diese Passage ist einfach zu köstlich geschrieben und hab ich sie jetzt auf einer Leinwand verewig. Oder besser gesagt selbst gelettert und damit bin ich jetzt total hip *lach*
Vielleicht kann mir ja jemand meine eingangs gestellten Fragen beantworten. Wenn nicht, ist es auch ok, denn etwas Gutes haben diese „neu“ entdeckten Trends ja allemal: Denn man wird wieder an ein Hobby erinnert, welches man schon beinahe vergessen hatte.
Und gerade heute, im Zeitalter der Elektronik, hat etwas handgeschriebenes einen nicht zu unterschätzenden Reiz. Was früher ganz normal war ist heute zu etwas Besonderem geworden. Wann habt ihr in den letzten Jahren einen handgeschriebenen Brief bekommen oder selbst einen verfasst?
Der Lettering Trend wird dem Ganzen bestimmt wieder einen Aufschwung geben, was ich in jedem Fall begrüsse, denn Handschrift ist etwas Tolles!
Es muss auch nicht mal eine besondere Schrift sein, es reicht schon, dass es handgeschrieben ist. Bei meinem Keilrahmentext habe ich auch keine Schrift neu erfunden, spezielle Formen, Schnörkel oder sonst etwas Aussergewöhnliches erschaffen.
Nein es ist schlicht und einfach meine Handschrift, mit all ihren Makeln, Ecken und Kanten. Einzig die Grossbuchstaben haben ich im Vergleich zu den Kleinen etwas übertrieben in Grösse und Breite dargestellt und manches f, t oder l nach oben oder unten verlängert, wenn es der Platz darum herum zugelassen hatte.
So ein Lettering auf Keilrahmen hat doch was für sich oder nicht? Auch wenn ich nicht jedes Mal die beinahe achzig Zeilen lesen werde, wenn ich den Keilrahmen anschaue, so werd ich doch bestimmt jedes Mal ein klein wenig schmunzeln, weil ich ja weiss, was da steht und ich diese Szene einfach so lustig finde.
Und ihr? Tippt ihr noch oder lettert ihr schon?
Schnörkelige Grüsse, eure Nadia
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14 Kommentare
Helga Klein
Liebe Nadja,
da hattest du aber viel Ausdauer! Und es hat sich gelohnt!!!
Ich finde den Farbverlauf im Hintergrund toll. Mal schauen, ob ich auch so viel Geduld haben kann.
Liebe Grüße
Helga
deschda
Liebe Helga, ja das hat wirklich Ausdauer gebraucht und ich gebs zu, ich habs auch nicht an einem Tag geschafft. Ich bin sicher, dass du auch so viel Geduld haben kannst 🙂 Ganz liebe Grüsse und Danke fürs Reinschauen! Nadia
Mareike
Liebe Nadia,
Dein Keilrahmen ist wirklich wunderschön geworden und die Arbeit hat sich voll gelohnt. Wenn ich so viel mit der Hand schreibe, bekomme ich heute einen Krampf. Das war zu Uni-Zeiten noch anders.
Ich glaube ja dass das mit dem Trend so ist: Eine Bloggerin kann das und macht es zu ihrem Markenzeichen. Zwei drei andere machen es nach und dann springt die Hobby- und Bastelindustrie auf den Zug auf, weil sie die Chance sieht, ihre Stifte für mehr Geld zu verkaufen. So entsteht ein Trend.
LG Mareike
deschda
Liebe Mareike, ja du sagst es, ich musste zwischendurch auch pausieren, weil ich mein Handgelenk gespürt hab. Das war früher noch nicht so. Ich bin echt aus der Übung.
Ja, das macht Sinn was du über die Trends sagst. Das sind dann wohl die sogenannten „Influencer“… Liebe Grüsse, Nadia
jahreszeitenbriefe
Trend hin oder her, es hat was, und auch noch was ganz Persönliches. Ich schreibe seit zwei Jahren wieder viel mit der Hand, aber bei Weitem nicht so schön wie du. Aber es ist schön, wenn die Gedanken so durch die Finger aus einem heraus fließen… Lieben Gruß Ghislana
deschda
Vielen Dank liebe Ghislana, toll, dass du so viel von Hand schreibst! Ich sollte das wirklich auch wieder öfters tun. Trends hin oder her. Alles Liebe, Nadia
JUDY
Da sagst Du was. Das nervt mich seit Jahren, dass ständig was neu erfunden wird. Dem Ganzen einen -natürlich englischen- Namen geben und schon springen alle auf. Amüsiert hat mich da in letzter Zeit auch das Waving, aber es gibt viele Beispiele.
Schrift mag ich auch sehr, sehr gern, schon immer, aber Du hast recht: wenn man nicht in Übung ist, wirkt das Ganze immer eher verkrampft. Also: mehr schreiben. Dein Bild ist auf jeden Fall toll geworden!
LG Judy
deschda
Liebe Judy, danke dir! Ja stimmt, die Trends bekommen wirklich immer einen englischen Namen und Lettering ist da definitiv nicht der erste. Ich frag mich, ob es dadurch irgendwie globaler werden soll, weil dann Leute in China, der Schweiz und in Amerika alle wissen, was mit Lettering gemeint ist. Andererseits ist es irgendwie auch schade, dass wir für solch alltäglichen Dinge kein Wort in deutscher Sprache haben… Alles Liebe, Nadia
Simone
Wie, da hast Du aber wirklich eine Fleißarbeit geleistet!
Das Ergebnis schaut aber auch toll aus, es hat sich gelohnt!
Liebe Grüße und Danke für die Verlinkung beim Nosewmonday,
Simone
deschda
Vielen Dank für deine netten Worte, liebe Sabine!
Kerstin&ich
Liebe Nadia, das sieht wunderschön aus! Ich glaube soviel Geduld hätte ich nicht gehabt ;o) Die Idee den Text aus einem Buch zu nehmen finde ich total genial. Egal wie wir es nennen, Handschrift oder Lettering, das Ergebnis ist total schön ❤️ Und das ist es doch was zählt! Liebe Grüße Kerstin B.
deschda
Vielen Dank liebe Kerstin! Freut mich, dass mir mein Handschrift/Lettering Bild gefällt! Alles Liebe, Nadia
Insel der Stille
Wow, liebe Nadia!
Das ist ein tolles Kunstwerk geworden, dein so geduldig beschriebener Rahmen. Der gefällt mir ausgesprochen gut. Hut ab vor deiner Geduld 🙂
Liebe Wochenendgrüße,
Sabine
deschda
Vielen Dank liebe Sabine! Ganz liebe Grüsse, Nadia