rostiger Buchstabe
Kunst

Gegenstände rosten lassen

Als berufsmässige Laborantin und hobbymässige Künstlerin ist es für mich immer der Hit, wenn ich beides mal miteinander verbinden kann. Und deswegen werde ich heute mal Gegenstände rosten lassen. Na neugierig geworden?

Chemie trifft Kunst und Kunst trifft Chemie

Also lasse ich heute eine Kartonoberfläche rosten… Magie pur!

Gegenstände rosten lassen

Naja, nicht ganz, eigentlich mache ich nur, was die Natur auch tut, nämlich Eisen oxidieren oder eben rosten lassen, nur eben im Haus, quasi über Nacht und damit um einiges schneller als das draussen bei Wind und Wetter passiert. Für den Zauber brauchen wir nur eine eisenhaltige Grundierung und eine Oxidationslösung, die den Prozess des Rostens einleitet.

Gegenstände rosten lassen

In Bastelshops gibt es mittlerweile Rostpaste, Betonpaste und Steinpaste zu kaufen. Ja sogar Moospaste hab ich letztens gesehen. Aber eigentlich sind das ja nur eingefärbte Strukturpasten.

Während die Betonpaste ja noch interessante Ergebnisse liefert, gefällt mir die Rostpaste gar nicht, denn so wirklich nach Rost sieht das für mich nicht aus.

Im Gegensatz zu der Technik, die ich euch heute vorstelle, denn da lassen wir Gegenstände wirklich rosten. Klasse oder?

Kompliziert und gefährlich ist es auch nicht, wie ihr hoffentlich sehen werdet, aber lest bitte meine Anleitung ganz genau durch bevor ihr dann wirklich mit der Arbeit startet und bei weiteren Fragen bin ich jederzeit für euch da.

Gegenstände rosten lassen

1. DER UNTERGRUND


Als Untergrund für diese Technik eignen sich diverse Materialien wie Karton, Holz, Leinwand, Metall, Plastik und so weiter. Saugende Materialien sollten in jedem Fall vorher mit Acrylfarbe grundiert werden.

Ich erkläre euch die Technik an Karton und stelle euch ausserdem noch ein paar Keilrahmenbilder vor, die ich letztes Jahr an einem Kurs zu diesem Thema gemalt habe.

Am schönsten kommt der Rosteffekt zur Geltung, wenn der Untergrund strukturiert ist, was man auf unterschiedliche Arten erreichen kann. Im heutigen Beispiel nutze ich dazu den Karton selbst, dessen oberste Lage ich stellenweise entferne wodurch die Wellenstruktur sichtbar wird. Des weiteren benutze ich ein wenig Strukturpaste.

Als Anfängerprojekt kann ich euch wärmstens empfehlen ein paar Mini Keilrahmen zu gestalten. Das macht erstens total Spass, zweitens kann da kaum was schief gehen und drittens werden sie garantiert super süss herauskommen.

Gegenstände rosten lassen

Untergrund vorbereiten – Material


  • Dicker Wellkarton
  • Vorlage
  • Schneidematte
  • Schneidelineal
  • Cutter/Skalpell
  • Filzstift
  • Strukturpaste
  • Spachtel
  • Acrylfarbe
  • Pinsel

UNTERGRUND VORBEREITEN


Druckt euch eine Vorlage aus oder zeichnet selber eine. Ich habe mich spontan für ein dickes M entschieden. Übertragt dann die Umrisse auf den Karton.

Rostbuchstabe

Den Karton bitte nicht mit einer Schere schneiden, da dies die einzelnen Lagen zusammendrücken würde. Mit einem Cutter könnt ihr dieses Problem umgehen. Am besten geht das, wenn ihr den Cutter mit wenig Druck in mehreren Durchgängen über den Karton zieht, denn es ist nicht nötig alle Lagen bereits mit dem ersten und einzigen Schnitt zu schneiden.

Rostbuchstabe

Mit einem Stift markiert ihr einige Stellen wo die Struktur hinkommen soll. Diese Linien nun mit einem Skalpell (oder Cutter, für Feinarbeiten nehm ich lieber ein Skalpell) leicht anritzen, so dass nur die oberste Kartonlage geschnitten wird. Mit der Klinge die Ränder anheben und anschliessend mit den Fingern die oberste Kartonschicht weg zupfen.

Rostbuchstabe

Das geht nur so Fetzenweise und braucht etwas Geduld. Letzte kleine Reste können mit dem Skalpell mit leichtem Druck abgeschabt werden, so als würde man sich die Beine rasieren.

Rostbuchstabe

An ein paar Stellen könnt ihr zusätzlich etwas Strukturpaste auftragen. Anschliessend lasst ihr die Paste trocknen.

Rostbuchstabe

Das fertige Kartonmodell vorne und hinten vollständig mit Acrylfarbe bemalen und trocknen lassen.

Acrylfarbe

2. Gegenstände  rosten lassen


Von Modern Options gibt es eine ganze Reihe von Produkten für Rost und Patina Effekte. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Kategorien von Produkten:

Patina

1. Grundierungen: Eisen, Gold, Kupfer, Bronze

2. Oxidationslösungen: Patina Grün, Patina Blau

Das Prinzip ist einfach: Zuerst kommt die Grundierung, anschliessend die Oxidationslösung.

Gegenstände rosten lassen

Im heutigen Beispiel kombiniere ich die Eisengrundierung mit den beiden Patinalösungen Blau und Grün. Das ist die einzige Kombination, bei der ihr Rost-Effekte herstellen könnt.

Wenn ihr stattdessen die Gold-, Kuper- oder Bronze-Grundierung benutzen und diese mit den Patinas kombiniert würdet, würdet ihr blaue bis grüne Patina Effekte erhalten, die mir persönlich nicht so gut gefallen, darum geht es heute nur um das Thema Rost.

Gegenstände rosten lassen
Gegenstände rosten lassen – Material

  • Eisengrundierung
  • Alter Flachpinsel
  • Plastikbecher
  • Oxidationslösungen: Patina Grün und Patina Blau
  • leere Sprühflaschen
  • ev. Plastik Pipetten
  • Handschuhe
  • Viel Haushalts- oder Zeitungspapier
  • ev. Acryllack, Firniss oder Zaponlack
Eisengrundierung

  • Die Arbeitsfläche mit reichlich Papier abdecken.
  • Handschuhe anziehen.
  • Die Flasche mit der Eisengrundierung für mehrere Minuten kräftig durchschütteln, denn durch die Lagerung setzen sich die Eisenpartikel am Boden der Flasche ab. Der Rosteffekt kommt aber nur gut zur Geltung wenn die Grundierung vor Gebrauch ordentlich gemischt wurde. Zur Besserung Handhabung (die Öffnung des Behälters ist ja sehr klein) schüttet ihr ein wenig Grundierung in einen Plastikbecher.
  • Von den beiden Patina Lösungen füllt ihr ein wenig in leere Zerstäuberflaschen um. Ihr könnt aber auch Plastikpipetten oder Pinsel benutzen um die Lösungen aufzutragen.
  • Das zu bearbeitende Motiv muss absolut flach auf der abgedeckte Arbeitsfläche liegen sonst fliesst euch nachher die ganze Sauce vom Bild.
Gegenstände rosten lassen
Eisengrundierung

Die Eisen Grundierung mit einem alten Flachpinsel auf die Unterlage auftragen und trocknen lassen. Ihr könnt dabei auch gezielt gewisse Stellen auslassen. Der Rosteffekt erscheint dort wo die Grundierung aufgetragen wurde. Für intensivere Ergebnisse eine zweite Schicht Eisengrundierung auftragen und das Ganze gut trocknen lassen.

Rostbuchstabe

-> Je dicker die Grundierung desto intensiver das Ergebnis

-> spielen mit unterschiedlicher Schichtdicke ergibt ein lebendiges, interessantes Bild

Patinalösung auftragen

Die grüne Patinalösung grosszügig auf die grundierte Fläche sprühen. Die Unterlage darf richtig nass werden und es dürfen auch kleine Pfützen entstehen, darum ist es auch wichtig, dass die Oberfläche wirklich flach liegt. Schon kurz nach dem Sprühen beginnt das Bild ganz leicht zu rosten.

Rostbuchstabe

Danach mit der blauen Patinalösung in die nasse grüne Patinaschicht hineinsprühen, am besten nur partiell, damit der Effekt lebendiger wird. Durch die zweite, blaue Patinalösung entstehen andere Rosttöne:

-> Die grüne Patina Lösung ergibt eine eher rote Rostfarbe

-> Die blaue Patina Lösung ergibt eine eher gelbe Rostfarbe

-> Die schönsten Ergebnisse erhält man, wenn man mit der grünen Patina Lösung anfängt und mit der blauen weitermacht

Wenn ihr wollt, könnt ihr mit einer Pipette stellenweise noch weitere Patinaschichten auftupfen, wechselt dabei zwischen grüner und blauer Patina ab. Seid ihr zufrieden, lasst ihr euer Werk absolut flach liegend trocknen. Das dauert ein paar Stunden und während dessen wird sich das Motiv laufend verändern, bis es seine endgültige Optik erhalten hat.

Rostbuchstabe
Gegenstände rosten lassen

3. AUFRÄUMEN


Eisen Grundierung

Grundierungen sollten generell nicht ins Abwasser gelangen, also reinigt man die benutzten Pinsel am besten mit Küchenpapier und einer Sprühfllasche mit Wasser: Drückt den Pinsel auf das Küchenpapier, sprüht Wasser auf und entfernt die Reste durch drücken und hin und her wälzen des Pinsels. Nehmt immer wieder frisches Papier und macht das so lange bis der Pinsel wieder möglichst sauber ist. Das Papier kommt in den Hausmüll.

Patina Lösungen

Wenn ihr noch Reste der Patinalösungen in den Sprühflaschen habt, könnt ihr diese wieder zurück in den Originalbehälter füllen. Die Flaschen und vorallem die Sprühköpfe müsst ihr dann gut mit Wasser durchspülen und reinigen, damit ihr sie auch wieder verwenden könnt. Die Sprühköpfe funktionieren nicht mehr, wenn die Lösungen darin eintrocknen.

4. LAGERUNG DER ROSTIGEN WERKE


Wenn das Werk dann ganz getrocknet ist, könnt ihr es mit Acryllack, Firniss oder Zaponlack mehrmals einsprühen um es etwas zu schützen. Zu viel Lack ist aber auch nicht toll, da sonst die pudrig-matte Rost Optik verloren geht. Wir wollen ja nicht, dass es nach Kunststoff aussieht.

Seid euch aber bewusst, dass ihr hier echten Rost in den Händen habt. Das bedeutet, dass die Oberfläche nicht abriebfest ist, leicht beschädigt werden oder abfärben kann.

  • Wascht euch also die Hände wenn ihr das Motiv berührt habt, damit ihr den Rost danach nicht auf eurem Shirt oder dem geliebten Sofa abstreicht
  • Wenn ihr euer Werk irgendwo lagert wickelt es zum Schutz in Papier ein
  • Wenn ihr ein Rostbild an die Wand hängen wollt, soll natürlich kein Rost an eure schöne makellose Wand kommen. Schaut euch also die Rückseite eures Bildes an. Falls dort etwas Rost entstanden ist, klebt ein paar Filzstücke an, so dass der Rost keinen direkten Kontakt zur Wand hat.
Gegenstände rosten lassen

So nun habt ihr genug Grundlagenwissen zur Hand um selber Gegenstände rosten zu lassen. Am besten fangt ihr wirklich klein an. Wie gesagt, diese putzigen Mini Keilrahmen, die man zur Zeit in jeder Künsterabteilung kaufen kann, eignen sich prima dafür.

Meistens gibt es diese Leinwände auch im Set mit kleinen Staffeleien. Sowas ist super dekorativ auf dem Bürotisch und eignet sich auch prima zum weiter verschenken.

Rostbuchstabe

Na? Konnte ich eure Neugierde wecken und euch ein wenig ermutigen, es auch einmal zu versuchen und ganz normale Gegenstände rosten und in wahre Unikate zu verwandeln?

Bis bald, Eure Nadia


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16 Kommentare

  • Mila Liebe

    Liebe Nadia,

    da habe ich schon wieder etwas gelernt. Die Technik kannte ich gar nicht. Es sieht wirklich sehr kunstvoll aus, könnte auch in einer Galerie stehen 🙂 Rost ist nicht so mein Ding, aber deine Bilder haben mich vom Gegenteil überzeugt!

    Alles Liebe

    Mila

  • Insel der Stille

    Ist das genial! Ganz tolle Idee und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Auch die Farbe ist super. Ich bewundere dich immer um deine Geduld und die Exaktheit mit der du solche Projekte in Angriff nimmst und jedes mal so akkurat umsetzt 🙂
    Ganz liebe Grüße,
    Sabine

  • Silke

    Hallo Nadia,
    was für eine tolle Idee und so gen au beschrieben. Wow. Das ist echt mal ein DIY. Da muss ich mich doch mal näher mit beschäftigen. Vielen Dank fürs Teilen.
    Liebe Grüße
    Silke

  • Katrin

    Hallo Nadia,
    da ich keinen Blog habe, kommentiere ich leider anonym, möchte aber ein ganz herzliches Dankeschön für diese super detaillierte und informative Vorstellung der Technik dalassen.
    Die Ergebnisse sehen toll aus, vielen Dank fürs Teilen + Liebe Grüße
    Katrin

  • Simone

    Liebe Nadia,
    das schaut ja wirklich absolut spitze aus!
    Eine wirklich sehr interessante Technik.
    Liebe Grüße und Danke für die Teilnahme beim Nosewmonday,
    Simone

  • Mareike

    Liebe Nadia,

    Deine Rosteffekte sehen sehr dekorativ aus. Davon hatte ich tatsächlich noch nichts gehört. Ich werd mal hier im Bastelladen schauen, ob es die kleinen Fläschchen auch gibt.
    Eine Frage stellt sich mir allerdings: Die Grundierung mit schwarzer Acrylfarbe – wofür ist die genau? Denn sie scheint gar nicht durch. Ist es, damit die Pappe nicht so durch weicht?

    LG Mareike

    • deschda

      Liebe Mareike, ich nehme an die Acrylfarbe dient als Barriere, damit die Pappe nicht aufweicht und der Rost nicht direkt auf der Pappe liegt und sich weiter fressen kann (meine Theorie…)

      Ich habe die Eisengrundierung bewusst sehr deckend aufgetragen, daher sieht man von der Acrylfarbe nichts mehr.
      Man kann die Acrylfarbe aber auch in die Bildgestaltung einbeziehen:

      1. Nur gewisse Bildteile rosten lassen
      2. die Eisengrundierung ganz dünn auftragen, damit die Farbe noch durchscheint.
      3. Oder du kannst in einem separaten Becher ein wenig Eisengrundierung mit Oxidationslösung versetzen, warten bis sich Rost bildet und dann das rostige Wässerchen mit dem Pinsel auftragen. Dann kriegst du transparente Rostschichten.
      Die knalligsten Effekte bekommst du, wenn du den Rost mit blau/grüner Acrylfarbe kombinierst. Dann leuchten dir die Flächen so richtig entgegen 🙂 Viel Spass beim rosten 😉 Alles Liebe, Nadia

  • Judika

    Wow, ich bin begeistert, das sieht so toll aus. Ich speichere mir Deinen Beitrag ab um ihn nochmals in Ruhe zu lesen und mich kundig zu machen, was die Materialen kosten.
    Danke für die Inspiration
    Judika

Ich freue mich von dir zu lesen

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